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Tambourkorps Mülheim feiert am 8. Juni sein 85-jähriges Bestehen 

 

Am Samstag, 8. Juni, begeht das Tambourkorps Mülheim-Möhne e.V. sein 85- jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass blickt der Warsteiner An zeiger in die ereignisreiche Historie des Vereins zurück: u201eWir wollen in unserer Gemeinde ein Tambourkorps gründen!u201c Der Wunsch der Flötisten Karl Hillebrand, Fritz Kemper, Josef und Fritz Luig, Franz Koch, sowie der Tambouren Josef Koch, Fritz Schöne, Theo Arens und der beiden Ausbilder Franz Budeus und Franz Kühle legte im Jahr 1928 den Grundstein für die heutige 38 Musiker umfassende Formation. 

Gesagt, getan: Nachdem sich noch weitere alt gediente Soldaten des 1. Weltkriegs als Ausbilder zur Verfügung gestellt hatten und die ersten Instrumente auf eigene Kosten angeschafft worden waren, konnte im Februar mit der Probenarbeit begonnen werden. Da sich zunächst keine Räumlichkeiten fanden, probten die Flötisten in der Wohnung von Franz Budeus, die Tambouren übten mit Franz Kühle in der alten Schmiede. Schnelle Erfolge verlangten bald nach Öffentlichkeit. Noch ohne eigene Kostüme, nur mit Schützen- mütze, weißer Hose und dunkler Jacke, spielte das Korps am 6. Mai 1928 zum ersten Mal, unter der Leitung von Tambourmajor Franz Bu- deus, offiziell auf. Anlass war das Kreisfeuerwehrfest bei der Freiwilligen Feuerwehr Mülheim/Sichtigvor. 

Weitere harte Proben zahlten sich bereits ein Jahr später aus: Beim Tambourwettstreit in Hirschberg sicherten sich die jungen Musiker einen ersten Platz beim Festzug und im Klassenspiel. Dies sollte nicht der letzte Erfolg der Mülheimer bleiben. Immer häufiger wurden die Musiker in der Region gebucht, machten sich so einen Namen u2013 nicht nur im Schützenwesen. 

Um ihr Können auch optisch zu perfektionieren, entschieden sich die Mitglieder nach vier Jahren eigene Uniformen anfertigen zu lassen. Einen zweireihigen mit rotgoldenen Schwalbennestern, goldenen Fangschnüren und Köpfen besetzten Rock, den man bei Schneidermeister Wiegelmann in Auftrag gab, ermöglichte bald ein einheitliches Bild des Korps. 

In den darauf folgenden Jah- ren verzeichneten die Musiker einen regen Zulauf, bewiesen ihr Können bei vielen heimischen Schützen- und Feuerwehrfesten. Eine schwere Zeit begann für das Tambourkorps jedoch mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht. Mehrere junge Spielleute wurden einberufen, zudem traten die Ausbilder Franz Budeus und Franz Kühle aus Altersgründen zurück. Zum neuen Major wurde 1935 Fritz Kemper gewählt. Trotz der personellen Probleme war das Korps bei den heimischen Festen nicht mehr wegzudenken u2013 bis im Jahre 1939 der ausgebrochene Krieg allen Veranstaltungen ein Ende setzte. Der 2. Weltkrieg hinterließ auch beim Mülheimer Tambourkorps seine bitteren Spuren: Drei Musiker kehrten nicht zurück, Feste fanden in den ersten Nachkriegsjahren nicht mehr statt, das Korps wurde aufgelöst. 

 

Tambourkorps nach 2. Weltkrieg aufgelöst 

 

Nach dieser schweren Zeit war es vor allem das Schützendasein, dass das Vereins wesen langsam wieder aufleben ließ. So fanden sich am 28. Januar 1949 Alfred und Heribert Budeus, Josef Schöne, August Arens, Erich, Heinz und Siegfried Wiegelmann, Leo Schulte, Alfons Dicke, Paul Kemper und Willi Wegner zusammen und gründeten das Korps neu. Für die Ausbildung der Flötisten konnte erneut Franz Budeus rekrutiert werden, ihm zur Seite stand fortan Bernhard Cramer, der die Trommler anleitete. Bereits nach wenigen Monaten hatten die Musiker schon sieben Märsche in ihrem Repertoire und musizierten wieder bei den umliegenden Schützenfesten. 

Eine Spende über 250 Mark der Freiwilligen Feuerwehr ermöglichte 1950 das erneute Anschaffen eigener Uniformen. Die Brandbekämpfer knüpften ihre Spende aber an die Forderung, dass alle Musiker der Feuerwehr beitreten und auf deren Veranstaltungen kostenlos spielen sollten. Im neuen Dress spielten die Mitglieder dann 1951 bei ihrem dritten Wettstreit in Körbecke. Zuvor wurde noch eine personelle Umstellung notwendig. Fritz Kemper gab den Stab des Tambourmajors aus beruflichen Gründen an Paul Kemper weiter. 

Der Verkauf der Kettenwerke Schlieper bedeutete für das Korps den Verlust ihres Übungsraums u2013 die Musiker zogen ins Feuerwehrgerätehaus. 

Ein Highlight in der Vita des Vereins folgte dann im Jahre 1960. Am 28. August spielte das Korps bei einem Wettstreit der Freiwilligen Feuerwehr Belecke erstmals in der 1. Klasse auf. Trotz harter Konkurrenz sicherten sich die Männer einige gute Platzierungen. 

Der Erfolg brachte dem Tambourkorps einen erneuten starken Aufschwung. Zur Aufbesserung der Vereinskasse veranstalteten die Musiker zu Pfingsten 1964 ein u201eGänseköppenu201c, von dessen Erlös neue Flöten und ein neuer Tambourstab angeschafft wurden. Nach zwei Jahren wiederholten die Mitglieder die erfolgreiche Veranstaltung u2013 mit den Erlösen der Schützenfest-Auftritte konnten sich die Männer eine handgearbeitete Lyra anschaffen. 

1968 stellte Tambourmajor und 1. Vorsitzender Paul Kemper während der Mitglie- derversammlung erstmals eine Vereinssatzung vor, die einvernehmlich angenom- men wurde. Geregelt wurde hierin zum einen, dass das Tambourkorps nicht mehr als Unterabteilung der Feuer- wehr auftrat, sondern als ei- genständiger Verein geführt wurde, zum anderen wurde der erste Vorstand bestellt: Neben Paul Kemper (Vorsitz und Kassierer) wurde Paul Eickhoff als Schriftführer, so- wie August Arens und Heri- bert Budeus als weitere Vor- standsmitglieder gewählt. 

 

Seit 1968 als eigenständiger Verein geführt 

 

1972 verbuchten die Musiker große Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung im historischen Umzug anlässlich der 900-Jahr-Feier ihres Ortes. 1978 feierte das Tambourkorps Mülheim-Möhne sein 50-jähriges Bestehen mit einer zweitägigen Feier, zu der 19 auswärtige Vereine begrüßt werden konnten. 

Die Jahreshauptversammlung des Jahres 1980 bedeutete dann für das Mülheimer Tambourkorps das Ende einer langen Ära. Nach fast 30jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender und Kassierer stellte sich Tambourmajor Paul Kemper nicht mehr zur Wahl. Georg Kemper löste ihn in seinen Ämtern ab.

An der Herstellung einer LP mit dem Titel u201eWarstein musikalisch u2013 Portrait einer Stadtu201c wirkten die Mülhei- mer Musiker 1984 mit und betraten damit neue Ufer.  

Innovativ zeigten sich die Vorstandsmitglieder auch in den darauf folgenden Jahren. 1987 beantragten sie die Gemeinnützigkeit, im Folgejahr trat man dem Volksmusikerbund bei und seit 1991 kann jedermann dem Verein als förderndes Mitglied beitreten. 

1993 übernahm Johannes Wirth die Amtsgeschäfte von Georg Kemper. Unter Wirths Leitung bildete sich ein Jahr darauf die Seniorenabteilung. Mit einem musikalischen Frühschoppen auf dem Mülheimer Dorfplatz, der vielen Mülheimern noch heute positiv im Gedächtnis ist, wurde am 23.08.98 das 70- jährige Bestehen gefeiert. Bei herrlichem Spätsommerwetter wurde bis in die späten Abendstunden gefeiert. 

Am 5.11.2000 startete das Tambourkorps seinen Internetauftritt und ist seitdem weltweit unter www.tambourkorps-muelheim.de präsent. 

15 befreundete Vereine ließen es sich drei Jahre später nicht nehmen, den 75. Geburtstag ihrer Tambourfreunde gebührend zu feiern. Während einer Jubiläumsfeier im Feuerwehrgerätehaus wurde das Tambourkorps durch den musikalischen Leiter des Spielleutekorps NRW Rüdiger Maas mit dem Kreis-Ehrenteller ausgezeichnet. 

Der Traum eines jeden Tambours wurde schließlich im Jahre 2006 für die Mülheimer wahr: Erstmalig spielten die Mülheimer beim Waldhausener Schützenfest zum Großen Zapfenstreich auf. Im Jahre 2007 gab es letztmalig einen Wechsel des Vorstandsvorsitzes. Martin Michel heißt seitdem der erste Mann des Vereins. 

Musikalisches Highlight des Jahres war die Teilnahme am Wettstreit in Freienohl. In der traditionellen Spielmannswertung belegte das Korps mit Tambourmajor Franz Kemper den 1. Platz. 

Erstmalig gestaltete in diesem Jahr das Mülheimer Korps auch die Schützenmesse mit und intonierte mit großem Erfolg, das zuvor mit Hilfe von Rüdiger Maas einstudierte u201eHighland Cathedralu201c. 

Mit einem feierlichen Kom mersabend begingen die Musiker schließlich 2008 ihr 80-jähriges Jubiläum mit einem breit gefächerten Repertoire. 2010 wurde erstmals mit Alexander Sprenger der Posten des Stellvertretenen Tambourmajors besetzt. Zu ihrem 85. Geburtstag im Juni schenken sich die Mülheimer ein ganz besonderes Schmankerl: Sie werden mit 33 Aktiven zur Steubenparade nach New York reisen. 

 

 

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